Titelbild 1,4-Butandiol BDO

1,4-Butandiol: Industriechemikalie mit Suchtpotenzial

0 Geteilt
0
0
0

1,4-Butandiol (oft abgekürzt als BDO) ist eine organische Verbindung, die in der chemischen Industrie als Zwischenprodukt für die Herstellung von Kunststoffen, Polyestern und Polyurethanen verwendet wird. In letzter Zeit ist es jedoch auch als Rauschgift und K.-o.-Mittel in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Was ist 1,4-Butandiol (BDO)?

1,4-Butandiol wird im Körper zu Gamma-Hydroxybutyrat (GHB) umgewandelt, einem Betäubungsmittel mit euphorisierenden und sedierenden Wirkungen. GHB wird in der Medizin als Narkosemittel und zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt. In der Umgangssprache wird es häufig als Liquid Ecstasy bezeichnet, da es in niedriger Dosierung als Partydroge verwendet, eine Wirkung hervorrufen kann, die in manchen Aspekten der von Ecstasy-Pillen ähnelt. In Form von K.-o.-Tropfen in Getränke gemischt, kommt 1,4-Butandiol auch bei drogenassoziierten Sexualdelikten zum Einsatz.

Bis zum Jahr 2002 spielte BDO in der Drogenszene keine Rolle, da bis zu diesem Zeitpunkt GHB, das “klassische” Liquid Ecstasy, in Deutschland für jedermann frei erhältlich war. Nach dem Verbot von GHB rückten jedoch unter anderem GBL und BDO als Ersatzdrogen in den Fokus der Konsumenten. Beide Substanzen entfalten nach der Einnahme annähernd die gleiche Wirkung wie GHB. Geringe Mengen führen zu Euphorie und Enthemmung, höhere Mengen wirken narkotisierend. Ein häufiger Nebeneffekt ist Übelkeit.

Rechtslage

In Deutschland ist der Besitz und der Verkauf von 1,4-Butandiol nicht grundsätzlich strafbar, kann aber im Einzelfall strafbar sein, wenn ein Zusammenhang mit einer Beihilfe- oder Mittäterschaft zur Herstellung von GHB oder zu einer Verwendung als Droge nachgewiesen werden kann. In Deutschland ist der Umgang mit BDO durch verschiedene Gesetze und Verordnungen geregelt. Insbesondere sind dies das Arzneimittelgesetz (AMG), das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und die Chemikalien-Verbotsverordnung (ChemVerbotsV).

  • Arzneimittelgesetz (AMG): Das Arzneimittelgesetz ist das Gesetz, das die Zulassung, die Erzeugung, den Vertrieb und die Abgabe von Arzneimitteln regelt. Im Hinblick auf 1,4-Butandiol ist § 2 AMG relevant, der festlegt, was unter einem Arzneimittel zu verstehen ist. Gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 1 AMG sind Arzneimittel “Stoffe oder Stoffzusammensetzungen, die im oder am menschlichen oder tierischen Körper angewendet werden, um Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen.” Die Verwendung von 1,4-Butandiol als Rauschdroge könnte somit unter das AMG fallen, da es in diesem Fall in den menschlichen Körper eingebracht wird.
  • Betäubungsmittelgesetz (BtNG): Dieses Gesetz reguliert die Erzeugung, den Handel, die Verteilung und die Verwendung von Betäubungsmitteln. Welche Stoffe dies im Einzelnen sind, ist in einer Anlage zum Gesetz aufgeführt. Obwohl 1,4-Butandiol nicht direkt erwähnt wird, gehört es zu den aufgeführten sogenannten GHB-ähnlichen Stoffen, die als strafrechtlich relevante Betäubungsmittel eingestuft sind. Der Umgang mit 1,4-Butandiol kann daher von den Strafverfolgungsbehörden als Verstoß gegen das BtMG gewertet werden, insbesondere wenn es als Droge missbraucht wird.
  • Chemikalien-Verbotsverordnung (ChemVerbotsV): Diese Verordnung betrifft den Verkehr mit gefährlichen Stoffen. Im Zusammenhang mit 1,4-Butandiol ist insbesondere § 3 relevant. Danach ist es verboten, bestimmte Stoffe und Zubereitungen an Personen unter 18 Jahren zu verkaufen, abzugeben oder zum Verkauf vorrätig zu halten. 1,4-Butandiol ist in der Kategorie ” sonstige Stoffe” aufgeführt und somit von diesem Verbot betroffen.

Der Besitz, der Handel und der Verkauf von reinem BDO sind jedoch an sich nicht strafbar, sofern nicht gegen andere gesetzliche Bestimmungen verstoßen wird.

Gefahren von 1,4-Butandiol

Die Verwendung von 1,4-Butandiol als Rauschgift ist gefährlich und kann zu schweren gesundheitlichen Schäden oder sogar zum Tod führen. Es ist wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und diese Substanz zu meiden. Der Konsum von 1,4-Butandiol kann zu einer Vielzahl von Nebenwirkungen führen, darunter:

  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Atembeschwerden
  • Bewusstlosigkeit
  • Krampfanfälle
  • Tod

Wenn Sie eines dieser Symptome bei sich oder bei jemandem in Ihrer Nähe bemerken, rufen Sie sofort den Rettungsdienst.

Vermeidung und Hilfe

Trinken Sie keine Getränke, die von anderen Personen gemischt wurden. Informieren Sie sich über die Inhaltsstoffe von Getränken, bevor Sie sie trinken. Sprechen Sie mit Ihren Freunden über die Gefahren von Drogen und K.-o.-Mitteln.

Wenn jemand eine Überdosis 1,4-Butandiol eingenommen hat, ist es wichtig, sofort Hilfe zu rufen. Der Rettungsdienst kann die Person ins Krankenhaus bringen, wo sie die benötigte medizinische Versorgung erhält. In der Zwischenzeit können Sie Maßnahmen ergreifen, um die Person zu stabilisieren und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens zu überbrücken. Legen Sie die Person in die stabile Seitenlage. Dies hilft, die Atemwege freizuhalten. Entfernen Sie alle Gegenstände aus der Umgebung, die die Person verletzen könnten. Überprüfen Sie die Atmung und den Puls. Wenn die Person nicht atmet, beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW). Versuchen Sie, die Person wach zu halten. Sprechen Sie mit ihr oder reiben Sie ihr die Wangen.

Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, 1,4-Butandiol missbraucht, suchen Sie bitte professionelle Hilfe. Es gibt viele Ressourcen, die Menschen mit Suchtproblemen oder akuten Vergiftungen helfen können.

Quellen

  • BDO-Droge: Was ist das? [Link] In: Stuttgarter Zeitung
  • 1,4-Butandiol. [Link] In: Wikipedia
  • 1,4-Butandiol: Definition und Bedeutung des chemischen Stoffes im juristischen Kontext. [Link] In: JuraForum

 

0 Geteilt
1 Komentar
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert