Voltaren (Diclofenac)

Diclofenac als mögliches Gegenmittel für GHB

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Diclofenac und andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID) können den Übertritt von Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) in das Gehirn einschränken und so das Risiko einer tödlichen Überdosierung verringern, heißt es in einer Studie der University at Buffalo. GHB ist nicht nur ein Medikament gegen Narkolepsie, sondern zugleich auch eine illegale Partydroge und ein häufiger Bestandteil von K.-o.-Tropfen. Bisher ist für diese Substanz kein Gegenmittel bekannt.

Die Untersuchungen ergaben, dass die Behandlung mit Diclofenac nach der Einnahme von GHB zu einer Verringerung der GHB-Konzentration im Gehirn und zu einer Verbesserung der Atmung führte. Die an Tiermodellen durchgeführte Studie wurde in Biopharmaceutics & Drug Disposition veröffentlicht. Frühere Studien haben gezeigt, dass auch die NSAIDs Ibuprofen und Ketoprofen die Verteilung von GHB im Körper beeinflussen.

GHB: ein Medikament als Droge

GHB ist für eine Reihe klinischer Anwendungen zugelassen, darunter die Behandlung von Narkolepsie, einer chronischen Schlafstörung, und Alkoholismus. Aufgrund des hohen Missbrauchspotenzials als Club- und Vergewaltigungsdroge wird GHB jedoch nur in begrenztem Umfang verschrieben. In hohen Dosen kann es zu Gedächtnisverlust, Schläfrigkeit und Atemnot führen. Gegenwärtig gibt es kein allgemein anerkanntes Gegenmittel gegen eine Überdosierung von GHB.

Der therapeutische Nutzen von GHB bei der Behandlung von Narkolepsie wird durch die hohe Missbrauchsprävalenz überschattet. Der Missbrauch von GHB, auch bekannt als Liquid Ecstasy, birgt das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen wie Sedierung, Atemdepression, Unterkühlung, Koma und Tod.

Was ist Diclofenac?

Diclofenac ist ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR), das zur Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber eingesetzt wird. Es ist in verschiedenen Formen erhältlich, darunter Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Gel, Salbe und Augentropfen. Diclofenac wirkt, indem es die Produktion von Prostaglandinen hemmt. Prostaglandine sind entzündungsfördernde Botenstoffe, die Schmerzen und Schwellungen verursachen können.

Arzneimittel, die Diclofenac enthalten, sind in Deutschland verschreibungspflichtig. Davon ausgenommen sind Zubereitungen mit einer Diclofenac-Konzentration bis zu 5 Prozent zur Anwendung auf der Haut und Pflaster zur äußerlichen Anwendung ohne weitere arzneilich wirksame Bestandteile in einer Wirkstoffmenge bis zu 140 mg je abgeteilter Darreichungsform. Darüber hinaus sind perorale Darreichungsformen in Einzeldosen bis zu 25 mg je abgeteilter Darreichungsform und einer Tagesdosis bis zu 75 mg für eine Anwendungsdauer von höchstens drei Tagen zur Fiebersenkung und für eine Anwendungsdauer von höchstens vier Tagen zur Schmerzlinderung rezeptfrei erhältlich.

Diclofenac als GHB-Gegenmittel?

Die derzeitige Behandlung einer GHB-Überdosis beschränkt sich auf unterstützende Maßnahmen. Das Labor von Marilyn Morris konnte zeigen, dass MCT1-Inhibitoren als mögliche Behandlungsstrategie in Frage kommen, um den Tod nach einer GHB-Überdosierung zu verhindern. In ihrer Forschung identifizierte sie das NSAID Diclofenac als MCT1-Inhibitor und zeigte seine Wirksamkeit als potenzielles Gegenmittel bei GHB-Überdosierung. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse darauf hin, dass Diclofenac und andere NSAIDs die Wirksamkeit von GHB bei der Behandlung von Narkolepsie verringern können.

Morris und ihr Team konnten zeigen, dass einige NSAIDs die durch Monocarboxylat-Transporter (MCT) vermittelte Aufnahme von Medikamenten ins Gewebe blockieren. GHB ist für seinen Transport durch den Körper auf MCTs angewiesen. Deshalb stellt die Erforschung der MCT-Hemmung als Gegenmittel ein Schwerpunkt von Morris‘ Arbeit dar. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss von Diclofenac auf die GHB-Toxizität zu verstehen, indem die Wirkung der Wechselwirkung auf die Atemdepression gemessen wurde – die Haupttodesursache nach einer GHB-Überdosierung. Es wurde festgestellt, dass Diclofenac die Aufnahme von GHB ins Gehirn durch MCT1, den einzigen Monocarboxylat-Transporter an der Blut-Hirn-Schranke, hemmt, was zu einer Umkehr der Atemdepression nach einer GHB-Überdosis führt.

Weitere Forschung erforderlich

Es ist leider noch zu früh, um Diclofenac als generelles Gegenmittel gegen GHB zu empfehlen. Die Ergebnisse von Morris beruhen auf Tierversuchen, die nicht unbedingt auf den Menschen übertragbar sind. Weitere Studien, auch kontrollierte Studien am Menschen, sind notwendig, um die Sicherheit und Wirkung des Medikaments zu untersuchen. Sollte sich jedoch herausstellen, dass die Ergebnisse auch beim Menschen reproduzierbar sind, wäre dies ein großer Fortschritt, da dadurch endlich ein leicht erhältliches, gut verträgliches und billiges Gegenmittel zur Verfügung stünde. Ein allgemein anerkanntes Gegenmittel gegen GHB-Überdosierungen ist bisher nicht bekannt und die Behandlung beschränkt sich auf Beobachtung und unterstützende Maßnahmen.

Quelle

  • Vivian Rodriguez-Cruz, Tianjing Ren, Marilyn E. Morris: Drug-drug interaction between diclofenac and gamma-hydroxybutyric acid. In: Biopharmaceutics & Drug Disposition. Volume 42, Issue 8, September 2021. DOI: https://doi.org/10.1002/bdd.2296

 

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