Freizeitkonsum von GHB Titelbild

Freizeitkonsum von GHB könnte das Gehirn schädigen

0 Geteilt
0
0
0

Der Freizeitkonsum von GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) kann dazu führen, dass Konsumenten ins Koma fallen. Von anderen Drogen weiß man, dass sie die Gehirnstruktur verändern und dazu führen, dass Menschen impulsiver werden, also Dinge tun, ohne darüber nachzudenken. Eine niederländische Studie hat 2020 gezeigt, dass wiederholte Koma-Zustände aufgrund von GHB-Konsum mit Veränderungen in der “weißen Substanz” des Gehirns in Verbindung stehen. Menschen, die durch GHB widerholt ins Koma gefallen sind, berichten auch oft von impulsivem Verhalten. Es scheint, dass dies mit den Teilen des Gehirns zusammenhängt, die für die Impulskontrolle verantwortlich sind.

Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) wurde erstmals in den 1960er Jahren für medizinische Zwecke hergestellt. In den letzten 30 Jahren wurde jedoch auch der Freizeitkonsum von GHB beliebt, weil es als Droge sowohl anregende als auch beruhigende Wirkungen hat. Wenn Menschen GHB nehmen, fühlen sie sich zunächst glücklich, entspannt und manchmal sexuell erregt. Bei höheren Dosen werden sie jedoch schläfrig und verändern ihr Bewusstsein. Das Problem ist, dass es schwer ist, die Droge richtig zu dosieren, und das kann zu einer Überdosis führen, die ein Koma verursacht. Auch kann man abhängig von GHB werden. Obwohl insgesamt nicht viele Menschen GHB nehmen, suchen immer mehr Personen Hilfe, um davon loszukommen. In Europa gehört eine GHB-Überdosis zu den häufigsten Drogenüberdosierungen in Notaufnahmen.

Gefahren beim Freizeitkonsum von GHB

Manche Menschen nehmen zu viel GHB und fallen in ein Koma. Der Umstand, dass sie nach dem Erwachen oft keinen “Kater” haben, lässt viele denken, GHB sei relativ ungefährlich. Tatsächlich zeigen aber Menschen, die häufiger in solche Komas fallen, Unterschiede in ihrem Denken und ihren Gefühlen, die mit Teilen ihres Gehirns in Verbindung zu stehen scheinen, die für die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit verantwortlich sind. Darüber hinaus scheint selbst der moderate Freizeitkonsum von GHB, ohne in ein Koma zu fallen, die Art und Weise zu beeinflussen, wie Teile des Gehirns miteinander kommunizieren.

Eine Anhäufung von GABA und GHB führt zu Veränderungen im Gehirn, einschließlich Schrumpfung der weißen Substanz. Auch Menschen, die Probleme mit anderen Substanzen haben, insbesondere alkoholabhängige, weisen Veränderungen im Gehirn auf, die mit Impulsivität zusammenhängen. Diese Veränderungen könnten erklären, warum Menschen mit solchen Problemen oft impulsiv handeln.

In der vorliegenden Studie wollten die Forscher herausfinden, wie sich der Freizeitkonsum von GHB auf die Impulskontrolle und die Struktur des Gehirns auswirken. Sie haben die Impulsivität der Teilnehmer mit einem Fragebogen namens “Barratt Impulsivity Scale (BIS)” gemessen. Um die Gehirnstruktur zu untersuchen, wurden MRT-Bilder gemacht. Drei Gruppen von Teilnehmern wurden untersucht: (1) GHB-Konsumenten, die mindestens viermal in ein Koma gefallen sind; (2) GHB-Konsumenten, die noch nie in ein Koma gefallen sind; und (3) Menschen, die andere Drogen konsumiert haben, aber nie GHB.

Das Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob Menschen, die mehrfach in ein GHB-verursachtes Koma gefallen sind, sich von denen unterscheiden, die GHB nehmen, aber niemals in ein Koma fallen, sowie von denen, die andere Drogen nehmen, aber kein GHB. Es wurde untersucht, ob die ersten Gruppen impulsiver sind und Veränderungen in der Gehirnstruktur aufweisen. Außerdem wurde untersucht, ob Menschen, die beim Freizeitkonsum von GHB noch nie in ein Koma gefallen sind, sich von Konsumenten anderer Drogen unterscheiden.

Freizeitkonsum von GHB: Studienergebnisse

Menschen, die wiederholt in ein GHB-verursachtes Koma fallen, haben in der weißen Substanz winzige Veränderungen an den Verbindungen zwischen den Gehirnzellen. Außerdem sind sie impulsiver als die anderen Gruppen. Dies scheint sowohl auf mikrostruktureller als auch auf makrostruktureller Ebene mit bestimmten Teilen des Gehirns in Verbindung zu stehen, die die Impulskontrolle beeinflussen. Es gab jedoch keine Unterschiede in der Gehirnstruktur bei Menschen, die GHB nehmen, aber nie in ein Koma fallen.

Menschen, die mehrere GHB-induzierte Koma-Zustände erlebt haben, wiesen zwar in der TBSS-Analyse (tract-based spatial statistical analysis) Veränderungen auf. Insgesamt scheinen aber ihre Gehirne gut zu funktionieren. Das lässt vermuten lässt, dass die Veränderungen bereits vor den Koma-Zuständen vorhanden waren. Es wäre sogar möglich, dass sie selbst ein Auslöser für den erhöhten GHB-Konsum sind. Manche der beobachteten Veränderungen können auch durch Sauerstoffmangel verursacht werden. Das kann passieren, wenn jemand bewusstlos wird. Diese Veränderungen wurde auch bei Menschen beobachtet, die viel Alkohol trinken. Das deutet darauf hin, dass entweder die Anzahl der GHB-Koma-Zustände oder die hohe Menge GHB, die von der Gruppe mit Koma-Erfahrung eingenommen wurde, zu diesen Veränderungen im Gehirn beitragen könnten. Andere Anzeichen im Gehirn, die normalerweise auf diese Art von Veränderungen hinweisen würden, wurden aber nicht gefunden.

Bei der Traktographie gab es keine Anzeichen für Veränderungen in der weißen Substanz. Die Traktographie misst die Qualität der Hirnverbindungen über eine längere Strecke, während die “TBSS” nur lokale Informationen liefert. Das bedeutet, dass die Gehirnveränderungen bei der Gruppe mit GHB-induzierten Koma-Zuständen wahrscheinlich vor allem auf mikrostruktureller Ebene auftreten. Bei Bewusstlosigkeit können winzige Verletzungen im Gehirn auftreten, die mit einer MRT-Untersuchung kaum erkennbar sind. Auch in dieser Studie waren keine großen Unterschiede in der grauen oder weißen Substanz zwischen den Gruppen feststellbar. Die beobachteten Gehirnveränderungen scheinen also mit einer intensiveren GHB-Exposition oder mehreren Koma-Episoden im Zusammenhang zu stehen.

Einfluss auf Impuls- und Selbstkontrolle

Menschen, die häufig Drogen konsumieren (insbesondere Alkohol) und Menschen, die in ein Koma gefallen sind, haben oft Probleme, ihre Impulsivität zu kontrollieren. Die Forscher wollten herausfinden, ob die Impulskontrolle bei den verschiedenen Gruppen in ihrer Studie unterschiedlich ist. Sie haben Veränderungen in verschiedenen Teilen des Gehirns festgestellt, die mit der Fähigkeit zur Impulskontrolle zusammenhängen. In der äußeren Struktur des Gehirns zeigten sich keine Unterschiede. In der Gruppe, die mehrere GHB-induzierte Koma-Zustände hatte, gab es aber starke Zusammenhänge zwischen ihrer Selbstkontrolle und bestimmten Bereichen des Gehirns gibt, die an der Impulskontrolle beteiligt sind. Besonders ein Teil des Gehirns namens “Corpus callosum” scheint hierbei eine wichtige Rolle zu spielen.

Es ist jedoch zu beachten, dass nicht feststeht, ob diese Impulsivität aufgrund des starken GHB-Konsums oder der wiederholten Koma-Zustände entstanden ist oder ob diese Menschen von Natur aus impulsiver sind und deshalb mehr GHB nehmen. Das Gleiche gilt für den niedrigeren Intelligenzquotienten (IQ), der in der Gruppe mit GHB-induzierten Koma-Zuständen im Vergleich zu den anderen Gruppen festgestellt wurde.

Stärken und Schwächen der Studie

An dieser Studie ist besonders bemerkenswert, dass sie das Gehirn auf verschiedene Arten untersucht hat. Dadurch konnte sie feststellen, wie sich das Gehirn in seiner Gesamtheit und in bestimmten Bereichen verändert hat. Die Studie hat auch zwei Vergleichsgruppen verwendet, um herauszufinden, ob die Veränderungen im Gehirn auf den Konsum von GHB an sich oder auf das Koma, das durch GHB verursacht wurde, zurückzuführen sind. Das macht die sie noch aussagekräftiger.

Die Studie hat aber auch einige Einschränkungen. Erstens wurden nur Männer untersucht, daher können die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf Frauen übertragen werden. Zweitens hatten die Personen in der Koma-Gruppe einen niedrigeren IQ als die anderen. Möglicherweise neigen sie eher dazu, GHB zu konsumieren, um sich schnell zu belohnen. Trotzdem haben die Forscher den IQ in ihre Analyse einbezogen.

Außerdem hat sich in den letzten Jahren der Konsum von GBL (eine Vorstufe von GHB) erhöht. Die Teilnehmer dieser Studie gaben aber an, nur GHB selbst zu haben. Die Informationen über den GHB-Konsum basierten nur auf den Aussagen der Teilnehmer. Es war schwer, objektive Beweise wie Blut- oder Urinproben zu sammeln, da GHB im Körper schnell abgebaut wird und es keine zuverlässigen Tests gibt. Auch gab es Unterschiede in der Verwendung von Freizeitdrogen zwischen den Gruppen, wobei die Forscher versuchten, dies in der Analyse zu berücksichtigen. Schließlich ist diese Studie eine Art Momentaufnahme und kann nicht zeigen, welche Ursache und welche Wirkung es gibt. Man kann also nicht mit Sicherheit sagen, ob der Freizeitkonsum von GHB die Veränderungen im Gehirn verursacht hat oder umgekehrt.

Schlussfolgerungen

Zusammengefasst bedeutet das, dass Menschen, die durch den Konsum von GHB wiederholt in ein Koma fallen, Veränderungen im Gehirn aufweisen. Diese Veränderungen wirken sich auf ihr Verhalten und ihre Emotionen auswirken. Sie könnten erklären, warum die Betroffenen Schwierigkeiten haben, Impulse zu kontrollieren und sich selbst zu regulieren. Insbesondere der wiederholte und hoch dosierte Konsum von GHB kann das Gehirn schädigen. Deshalb ist es notwendig, spezielle Behandlungen zu entwickeln, um Menschen mit GHB-Konsumproblemen zu helfen. Diese Behandlungen könnten eine Kombination aus Gesprächstherapie und Medikamenten sein.

Außerdem ist es wichtig, die Konsumenten darüber aufzuklären, dass GHB-Konsum nicht unbedenklich ist. GHB-induzierte Komas können wirklich gefährlich sein. Viele Menschen haben falsche Vorstellungen darüber, wie sicher der Freizeitkonsum von GHB ist. Es ist wichtig, diese Missverständnisse zu korrigieren.

Weiters ist zu beachten, dass die Dosen von GHB, die die Teilnehmern dieser Studie verwendet haben, viel höher waren als die Dosen, die normalerweise von Ärzten verschrieben werden, um bestimmte medizinische Probleme zu behandeln. Menschen, die GHB auf ärztliche Anweisung einnehmen, müssen sich also keine Sorgen machen.

Quelle:

Raposo Pereira F, McMaster MTB, Schellekens A, Polderman N, de Vries YDAT, van den Brink W and van Wingen GA (2020). Effects of Recreational GHB Use and Multiple GHB-Induced Comas on Brain Structure and Impulsivity. Front. Psychiatry 11:166. doi: 10.3389/fpsyt.2020.00166

0 Geteilt
1 Komentar
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Dies könnte Ihnen auch gefallen