Illustration GHB in Großbritannien

GHB in Großbritannien nun Droge der Klasse B

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Seit dem 15. Juni 2022 gilt GHB in Großbritannien als Droge der “Klasse B”. Besitz und Handel sind nur noch mit einer staatlichen Lizenz erlaubt. Der Entscheidung waren monatelange Diskussionen vorausgegangen. Auslöser waren unter anderem einer der schlimmsten Vergewaltiger in der Geschichte des Königreichs sowie ein Serienmörder. Beide sollen ihre Opfer mit der Droge gefügig gemacht haben.

GHB in Großbritannien: lange umstritten

GHB hat in Großbritannien zu heftigen Diskussionen geführt. Anlass waren unter anderem die Prozesse gegen den Vergewaltiger Reynhard Sinaga und den Serienmörder Stephen Port. Beide hatten ihre Opfer mit der Droge GHB betäubt. Zum Zeitpunkt der Verbrechen war GHB in Großbritannien als Droge der Klasse C eingestuft. In Großbritannien gibt es drei verschiedene Kategorien von Drogen bzw. Medikamenten: Klasse A, Klasse B und Klasse C. Drogen der Klasse A gelten als besonders gefährlich. Sie werden daher mit den höchsten Strafen belegt. Klasse C steht für Drogen, die den geringsten Schaden anrichten und für die mildere Strafen vorgesehen sind. In diese Klasse fällt zum Beispiel Cannabis.

Reynhard Sinaga betäubte bis zu 195 Opfer mit GHB, bevor er sie in seiner Wohnung in der Princess Street im Zentrum von Manchester vergewaltigte oder sexuell missbrauchte. Auch der Serienmörder Stephen Port, der für den Tod von vier Männern in London verantwortlich ist, betäubte mit dieser Substanz seine Opfer, die er über die Dating-App Grindr kennengelernt hatte, bevor er sie ermordete.

Sinaga wurde im Januar 2020 zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem er für schuldig befunden worden war, zwischen Januar 2015 und Mai 2017 136 Vergewaltigungen, 8 versuchte Vergewaltigungen und andere Sexualverbrechen begangen zu haben. Der Polizei zufolge mischte der Vergewaltiger den Opfern GHB oder GBL in ihre Getränke, um sie vor dem Übergriff zu betäuben, und filmte den Missbrauch mit zwei iPhones. Aufgrund des Zeitablaufs wurden weder in Sinagas Wohnung noch in den Blutproben seiner Opfer jemals Substanzen gefunden. Dennoch waren vier verschiedene Geschworene in jedem von Sinagas Prozessen davon überzeugt, dass seine Opfer unter Drogen gesetzt worden waren.

Todesfälle durch GHB in Großbritannien

Nach der Verurteilung von Sinaga im Januar forderte Innenministerin Priti Patel eine Überprüfung der GHB-Gesetzgebung in Großbritannien. Sie zeigte sich zutiefst besorgt über den Gebrauch illegaler Drogen im Zusammenhang mit Sexualverbrechen. Als Konsequenz beauftragte sie den unabhängigen Beirat für Drogenmissbrauch mit einer Überprüfung.

Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) und ihr Verwandter GBL (Gamma-Butyrolacton) wurden zwischen 1993 und 2017 mit dem Tod von mehr als 90 Menschen in Verbindung gebracht. Der Beirat für Drogenmissbrauch (Advisory Council on the Misuse of Drugs, ACMD) hat nun erreicht, dass GHB als Droge der Klasse B neu eingestuft wird. In einem kurz vor der Entscheidung veröffentlichten Bericht forderte der Beirat zudem eine bessere Aufklärung über den Konsum der Droge und erklärte, dass obligatorische Tests auf die Substanz bei ungeklärten Todesfällen die Erfolgsquote der Ermittlungen erhöhen würden.

Die als Liquid Ecstasy bekannte Freizeitdroge, die in der Regel von Straßenhändlern oder über das Internet bezogen wird, wirkt als Beruhigungsmittel, senkt die Hemmschwelle und verleiht den Konsumenten ein euphorisches Gefühl, kann aber auch schläfrig machen und das Risiko einer Überdosierung mit Todesfolge bergen. Bis Juni 2022 wurde GHB im Vereinigten Königreich zusammen mit Anabolika und bestimmten Beruhigungsmitteln in die Klasse C eingestuft.

Starker Anstieg beim Konsum

Der ACMD-Bericht stellt fest, dass der Gesamtkonsum von GHB, GBL und verwandten Substanzen (GHBRS) im Vereinigten Königreich gering ist. Es wurde jedoch ein “starker Anstieg des GHBRS-Konsums im Vereinigten Königreich, insbesondere in England, zwischen 2005 und 2015” festgestellt. Der Rat prognostizierte allerdings eine erhebliche Unterschätzung der tatsächlichen Fallzahlen. Diese Drogen werden nach dem Konsum schnell aus dem Körper ausgeschieden. Sie sind bei Autopsien, in Notaufnahmen, bei Diensten für sexuelle Gesundheit und Drogenmissbrauch sowie bei strafrechtlichen Ermittlungen schwer zu identifizieren.

Der Bericht stellt fest, dass es Hinweise auf einen Anstieg der Mortalität im Zusammenhang mit dem Konsum von GHB in Großbritannien gibt, seit sich der Rat zuletzt im Jahr 2003 mit den schädlichen Auswirkungen dieser Droge befasst hat. Die Gesamtzahl der Todesfälle ist relativ gering. Die Mortalitätszahlen sind jedoch wahrscheinlich zu niedrig angesetzt. Es ist schwierig, die fragliche Substanz in postmortalen Proben zu testen und zu identifizieren. Sie wird nicht nur schnell ausgeschieden, sondern auch postmortal endogen gebildet. Obligatorische Tests bei ungeklärten Todesfällen würden die Mortalitätsdaten verbessern, so der Bericht.

Physische, psychische und soziale Folgen

Der Bericht verweist auch auf zunehmende Belege für physische, psychische und soziale Gesundheitsschäden durch Drogenkonsum, insbesondere im Zusammenhang mit Straftaten. “Es gibt starke neue Belege für erhebliche Schäden, die durch den Gebrauch dieser Substanzen im Zusammenhang mit Straftaten, einschließlich Mord, drogeninduzierte sexuelle Übergriffe und Raub, verursacht werden”, heißt es in dem Bericht. Die Schäden, die aus diesen kriminellen Handlungen resultieren, sind schwerwiegend und führen in den extremsten Fällen zum Tod.

Überlebende solcher Übergriffe können eine komplexe und weitreichende Kombination von Schäden erleiden, die die Unterstützung durch verschiedene Dienste erfordern. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass GHB schnell aus dem Körper ausgeschieden wird. Das bedeutet, dass es sehr schwierig ist, in Strafsachen eine endgültige Entscheidung zu treffen. Darüber hinaus führt GHB in hohen Dosen zu einer Amnesie, so dass sich Opfer von Straftaten nicht immer an die Tat erinnern können.

Vorläufersubstanz von GHB in Großbritannien weiterhin frei erhältlich

Durch die Neueinstufung als “Klasse-B-Droge” erhofft man sich, die bisher legalen Bezugsquellen für den GHB-Schwarzmarkt in Großbritannien auszutrocknen. Kritiker bemängeln jedoch, dass das chemische Vorprodukt GBL weiterhin frei erhältlich ist. Bis auf den unangenehmen Geschmack ist es in Handhabung und Wirkung nahezu identisch mit GHB.

Wer GBL kaufen möchte, findet es manchmal sogar in Baumärkten, wo es als Reinigungsmittel angeboten wird. Obwohl im ACMD-Bericht gefordert wurde, auch den Verkauf von GBL zu verbieten, wurde dies nicht umgesetzt. Es ist daher zu befürchten, dass sich das GHB-Problem in Großbritannien lediglich auf GBL verlagert.

Quelle: Manchester Evening News und croneri.co.uk

Priti Patel zu GHB in Großbritannien
Verantwortlich für die Neueinstufung von GHB in Großbritannien ist Priti Patel, Innenministerin im Kabinett Johnson.
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