Sucht- und Präventionsfachleute sind besorgt über die zahlreichen Anlaufstellen im Internet, bei denen Personen ohne fachliche Legitimation die für den Rauschmittelmissbrauch geeigneten Psychopharmaka GHB und GBL bestellen können. Dieser Beitrag ist als Einstieg in eine pragmatische Zusammenfassung des klinischen Wissens und der Erfahrungen der letzten Jahre zu verstehen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auf einschlägige Literatur wird in der abschließend zitierten Mitteilung der Ärztekammer Baden-Württemberg verwiesen.
Zusammensetzung und Wirkung
GHB ist die Abkürzung für Gamma-Hydroxybuttersäure. Dabei handelt es sich um einen biochemischen Botenstoff, der an bestimmten Synapsen die Erregung von einer Nervenzelle auf die andere übertragen kann. Dazu muss man wissen, dass es im Zentralnervensystem spezifische exzitatorische Rezeptoren für GHB gibt, die bei GHB eine GABA-agonistische Wirkung hervorrufen. Dies führt zur Aktivierung inhibitorischer Neurone (klinische Wirkung: Sedierung). Erwähnenswert ist, dass GHB auch physiologisch durch Abbau von GABA entsteht, wobei GHB zu Wasser und Kohlendioxid metabolisiert wird.
GBL steht für Gamma-Butyrolaceton. Es ist eine Vorstufe von GHB. Es wird im Körper durch Hydrolyse in GHB umgewandelt und hat dann die gleiche Wirkung. Bei einer Konzentration von 1 g/mg Flüssigkeit entspricht 1 ml GHB einem Gramm GBL.
GHB und GBL sind zwar pharmakologisch nicht mit Ecstasy (MDMA) vergleichbar, werden aber auf dem Schwarzmarkt häufig als “Liquid Ecstasy” gehandelt. Hinsichtlich der Reinheit der Substanzen ist davon auszugehen, dass die im Internet erhältlichen Produkte häufig unbekannte Zusätze oder Verunreinigungen enthalten, die ein zusätzliches Gesundheitsrisiko darstellen.
Frühe Anwendungen
Ab 1960 wurde GHB als Antidepressivum getestet, allerdings ohne Erfolg. Später wurde es zur intravenösen Narkoseeinleitung verwendet. Unter dem Markennamen Somsanit ist GHB in Frankreich und Deutschland zugelassen, wird aber nur in Ausnahmefällen eingesetzt. In den 1980er Jahren tauchten GHB-Präparate als Dopingmittel im US-amerikanischen Kraftsport auf. Die dem Stoff zugeschriebene anabole Wirkung ist bis heute umstritten. Nachdem sich GHB in den 90er Jahren in Diskotheken und Clubs verbreitet hatte, gelangte es kurz vor Beginn des dritten Jahrtausends auch in unsere Breiten, anfangs vor allem im Zusammenhang mit Chemsex-Partys, später auch als Partydroge für ein breiteres Publikum. Auf einigen Plattformen sind beide Substanzen teilweise in Kombination erhältlich.
Verbreitung als Rauschdroge
Die lückenhaften europäischen Statistiken weisen für GHB/GBL als Partydrogen eine niedrigere Prävalenz aus als für andere illegale Drogen. Obwohl es keine systematische Erfassung des Konsums auf nationaler Ebene gibt, wurde zwischen 2008 und 2015 eine steigende Prävalenz mit regionalen Unterschieden beobachtet. Nach einer Befragung von 120 psychiatrischen Kliniken im Jahr 2009 gab es vor allem in Baden-Württemberg, Bayern und in Großstädten Häufungen. Etwa jede dritte der befragten Kliniken führt Entzüge von GHB und GBL durch, viele davon mit schweren Verläufen. Entzugskliniken, medizinische Notaufnahmen und die Polizei berichten ebenso wie viele Beratungsstellen für Opfer drogenassoziierter Sexualdelikte von steigenden Fallzahlen. Sie beklagen auch die Zunahme von Online-Shops, über die GBL bezogen werden kann.
GBL bestellen
Der freie Handel lässt Experten und Politiker ratlos zurück. Von der Industrie wird GBL als Reinigungsmittel und für andere Anwendungen benötigt. In Deutschland werden jährlich rund 50.000 Tonnen hergestellt. Das Internet ist ein florierender Marktplatz für psychedelische Substanzen aller Art. Manche Shops verkaufen GBL literweise, zum Beispiel als Felgenreiniger. Der Preis liegt je nach Menge zwischen 60 und 77 Euro pro Liter. Auf einigen Plattformen kann man sogar Kombipakete aus GHB und GBL kaufen. Bislang fehlt es jedoch an schlüssigen Konzepten, wie dieser Schwarzmarkt nachhaltig eingedämmt werden kann. Immerhin hat sich die Industrie bereit erklärt, die freiwillige Selbstkontrolle der Abnehmer künftig strenger zu handhaben, doch kann dies nur ein erster Schritt sein.
Quelle
Ärztekammer des Landes Baden Württemberg:
GBl / GHB – noch der neue Kick? Das Wichtigste für die Praxis im Überblick
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