Benzodiazepine als K.-o.-Mittel

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Benzodiazepine wirken entspannend und angstlösend. Je höher sie dosiert werden, desto mehr schränken sie die Kritikfähigkeit und das Gefahrenbewusstsein ein. Gleichzeitig machen sie schläfrig und müde. Bei entsprechender Menge ist davon auszugehen, dass am nächsten Tag jegliche Erinnerung fehlt. Für einen Sexualstraftäter, der ein leicht verfügbares K.o.-Mittel sucht, scheint dies ein optimales Wirkungsprofil zu sein. Sie sind jedoch länger im Blut nachweisbar als die klassischen K.o.-Tropfen GHB und GBL.

Benzodiazepine: Wundermittel mit Risiken

Benzodiazepine sind aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Sie sind zuverlässig, wirken schnell und haben eine große therapeutische Breite. Sie sorgen für einen ruhigen Schlaf, lindern für kurze Zeit auch tief sitzende Ängste und verhindern bei epileptischen Anfällen die Verkrampfung der Muskulatur. Wäre da nicht das Problem der Abhängigkeit, könnte man sie fast uneingeschränkt empfehlen.

In hohen Dosen zeigen sich jedoch auch Nachteile, die sich manche Täter zunutze machen: Die beruhigende Wirkung wird zunehmend hypnotisch; die Betroffenen verlieren das Gefühl für gefährliche Situationen und/oder Personen. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich gegen einen Angreifer zu wehren oder zu fliehen. In der Folge kommt es häufig zu einem eingeschränkten Erinnerungsvermögen bis hin zum vollständigen Gedächtnisverlust (“Filmriss”). In Kombination mit Alkohol werden diese Effekte noch verstärkt. Von Raub über Vergewaltigung bis hin zu Mord reicht die Palette der Delikte, bei denen solche Substanzen zum Einsatz kommen.

Häufigkeit ungeklärt

Leider werden viele Vorfälle, bei denen die Opfer den Einsatz von K.O.-Tropfen vermuten, erst nach Tagen, Wochen oder Monaten der Polizei gemeldet. Dadurch verringert sich die Chance, eine betäubende Substanz nachzuweisen. Nach etwa vier Tagen sind kaum noch Spuren im Blut oder Urin zu finden.

Am schwierigsten ist der Nachweis bei GHB, dem “klassischen” K.O.-Mittel. Bereits am nächsten Tag kann es für einen Nachweis zu spät sein. Bei den Benzodiazepinen ist das Zeitfenster etwas größer. In Studien aus den USA, Frankreich und Deutschland stehen Benzodiazepine an erster Stelle der nachgewiesenen Substanzen, die den Opfern vermutlich unwissentlich verabreicht wurden. GHB folgt erst auf den hinteren Rängen, wobei unklar ist, inwieweit die Zahlen durch die eingeschränkte Nachweisbarkeit von GHB verzerrt sind.

Als K.-o.-Mittel verwendete Benzodiazepine

Von allen Benzodiazepinen ist Flunitrazepam (Rohypnol) wohl als erstes als “Vergewaltigungsdroge” in Verruf geraten. Es wirkt etwa 30-mal stärker als das bekanntere Diazepam (Valium) und ist in reiner Form kaum zu riechen oder zu schmecken. Seit einigen Jahren ist es jedoch als Betäubungsmittel eingestuft, was die Verfügbarkeit erschwert. Außerdem wird den Tabletten heute ein Farbstoff beigemischt, was die Zugabe zu einem Getränk erschwert.

Aus diesem Grund weichen die Täter zunehmend auf andere Substanzen aus: Diazepam, Midazolam oder Bromazepam sind nach wie vor mit einem normalen Rezept erhältlich und in vielen Haushalten vorhanden. Einige Produkte gibt es sogar in flüssiger Form, so zum Beispiel Diazepamtropfen von verschiedenen Herstellern. Dies erleichtert die Verabreichung nicht nur zu medizinischen Zwecken, sondern auch bei Missbrauch.

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Symbolbild Benzodiazepine, K.-o.-Mittel


 

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